29.12.2004 bis 14.01.2005 - Hansjörg Willig, Dezember 2005
Nach neun Jahren - mein letzter Keniabesuch fand im August 1995 statt – machte ich mich zusammen mit vier weiteren Mitgliedern des „Eine-Welt-Vereins Keniahilfe e.V.“ auf den Weg nach Nairobi, dem Ausgangspunkt unserer Reise in den Norden des Landes. Für meine Begleiter Petra und Herbert Salzbrunn, sowie für Hartmut Tim und Manuel Gerber war es der erste Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent.
Nairobi
Am Kenyatta-Airport erwarteten uns bereits „Driver Mikel“, ein Fahrer von Bischof Ambrose Ravasi und Sister Flora Emilia, eine alte Bekannte, die vor achtundzwanzig Jahren als Schulschwester an der Primary School in South Horr wirkte und die inzwischen als Oberin der Consolata Sisters das Flora Hostel in Nairobi leitet. Da das Flora Hostel über Weihnachten und Neujahr geschlossen war, brachte uns Sr. Flora nach Westlands, in die Zentrale der Consolata Fathers, wo wir von Fr. Juliani Aldi herzlich empfangen wurden und wo wir die erste Nacht verbrachten. Wer das Buch von Corinne Hofmann „Die weiße Massai“ gelesen hat, dem ist auch der Name Fr. Juliani ein Begriff. Als zuständiger Missionar in Barsaloi war er immer Helfer, wenn Corinne Hofmann schwierige Situationen zu bewältigen hatte. Er spielt auch eine zentrale Rolle in dem im Spätjahr 2004 gedrehten Kinofilm, der im September 2005 in deutschen Kinos anläuft. Beim gemeinsamen Frühstück am 30.12.04 freute er sich dann auch sehr, als wir ihm zwei Schecks vom A 1 – Verlag (Verlag der „Weißen Massai“), zweckgebunden für die zwei Stationen „Barsaloi“ und „Sererit“ übergeben konnten. Danach standen Einkäufe in Westlands auf dem Programm, wir mussten Vouchers für die nächsten Übernachtungen lösen und Geld wechseln. Sr. Flora begleitete uns und war uns eine große Hilfe.
Wie geplant, brachen wir am frühen Nachmittag in Richtung Nanyuki (eine zentrale Stadt am Äquator) auf. Der Weg führte vom Zentrum Nairobis durch Stadtrandbezirke, wo wir ein gewaltiges Wachstum der kenianischen Hauptstadt registrierten. Überall Bauaktivitäten der inzwischen auf 4,5 Millionen geschätzten Metropole Kenias, in der mehr als 1 Million in vier großen Slumvierteln lebt. Die Fahrt führte durch die fruchtbaren Highlands mit unzähligen Kaffee- und Teeplantagen, vorbei an Chambas (Hütten) der Kikuyu (wichtiger Stamm im Hochland). Nach ca. 3 Stunden Fahrzeit erreichten wir die Naro Moru River Lodge, unser Quartier am Fuße des Mt. Kenya und bezogen Bungalows im Stil der englischen Kolonialzeit inmitten einer wunderschönen Parkanlage am Fluss.
Am Morgen des 31.12.2004 zeigte sich uns der Mt. Kenya – sonst meist in Wolken gehüllt – in seiner beeindruckenden Größe. Nach dem Frühstück fuhren wir die ca. 15 km nach Nanyuki zu Fr. Attilo Ravasi, dem Diözesan Prokurator und Bruder von Bischof Ambrose Ravasi.
Nach dem die vordringlichsten finanziellen Geschäfte erledigt waren, brachen wir Richtung Isiolo auf. Isiolo ist eine bunte, multikulturelle Stadt und das Tor in den Norden. Hier endet auch die geteerte Straße; ab Isiolo wird jedem Kenia Besucher klar, warum der Norden nur mit einem Allradfahrzeug zu bewältigen ist. Eine Piste mit unzähligen Rippen rechtfertigt den Vergleich der Fahrt im Landrover mit einem Ritt auf einem Wildpferd. Entgegenkommende Fahrzeuge sind oft schon kilometerweit an einer gewaltigen Staubfahne erkennbar. Wird man überholt, fühlt man sich sekundenlang wie in dichten Nebel eingehüllt. Besonders hart sollte es hier unseren Freund Herbert Salzbrunn treffen, der als männliches Leichtgewicht unserer Mannschaft im Laderaum des Landrovers Platz nehmen durfte / musste. Es sei hier schon erwähnt, dass er dieses nicht immer leichte Los bis zum Ende unserer Reise bravourös meisterte. So fuhren wir also zunächst bis Archers Post, ebenfalls ein Ort auf dem Weg in den Norden mit einer Missionsstation, an der vor Jahren mit Unterstützung der kirchlichen Privatschule „Heiliges Grab Baden-Baden“ eine Primary School erbaut wurde.
Bei Archers Post muss der Reisende auch die Hauptroute verlassen, will er das für seinen Tier-, vor allem aber Elefantenreichtum bekannte „Samburu Game Reserve“ besuchen. So entschieden auch wir uns für einen Aufenthalt, nicht nur um auf Safari zu gehen und uns vor der entbehrungsreichen Weiterfahrt noch ein wenig verwöhnen zu lassen, sondern vielmehr deshalb, weil wir wussten, dass der Schulbetrieb an unseren Zielschulen erst frühestens zum vierten Januar 2005 wieder aufgenommen wird. Und eine sinnvolle Dokumentation der Hilfsprojekte ist eben nur möglich in Verbindung mit der Hauptzielgruppe, mit den zahlreichen Schülerinnen und Schülern, der Stämme „Samburu“, „Turkana “ und Gabbra.
Zweieinhalb Tage im Samburu Game Reserve
Den ersten Schock bekamen wir dann gleich beim „Entrance“ am Gate zum Samburupark. Der Eintritt pro Person und Tag betrug 30$; dazu kam noch die Gebühr für den Landrover und unseren Samburu-Fahrer Michael. Hätten wir unsere Fotoausrüstung nicht verstecken können, wären auch hier nochmals Gebühren angefallen. Unsere Dollarreserven waren also schon zu Beginn der Reise weitgehend aufgebraucht. Glücklicherweise hatten wir die Vouchers für die Lodge-Aufenthalte (1x Naro Moru River Lodge und 2 x Samburu Lodge) bereits in Nairobi bezahlt. Tagespreise von ca. 150.- € pro Person brachten uns bereits dort in einen finanziellen Engpass, zumal in ganz Nairobi keine Bank unsere EC- bzw. Master Cards akzeptierte. Sr. Chantal, die unsere Reiseroute vor Ort plante und die Quartiere buchte, war auch ob der aktuellen Preise ganz erschlagen, zumal sie uns eine besondere Freude machen wollte. Sie dachte, Übernachtungen/Aufenthalte nur an den Missionsstationen wären zu spartanisch und von uns nicht ausschließlich gewollt.
Um 15.00 Uhr konnten wir in der Samburu-Lodge sehr schöne Quartiere direkt am Ewaso Nyiro River (Uaso Ngiro) beziehen und Lunch einnehmen. Hier kam uns einmal zugute, dass Generalmanager John zum einen ein naher Verwandter unseres Fahrers Mikel war und zum anderen, dass er aus South Horr stammte, wo er über die Keniahilfe bereits in der Primary-School, danach in der Secondary-School und im College unterstützt wurde. Sein persönlicher Sponsor war meine Keniakollegin Edeltraud Ludwig aus Landau in der Pfalz. Um 16.00 Uhr brachen wir dann auch schon zu unserer ersten Fotosafari auf. Wir hatten in Michael nicht nur einen ausgezeichneten „Driver“, sondern auch einen Samburu-Begleiter, der Tiere förmlich witterte und uns an Stellen brachte, wo wir mit Foto und Kamera erfolgreich sein konnten.
Die beeindruckende Kulisse des Tierreservats machte ganz schnell den finanziellen Frust vergessen. Petra, Herbert, Manuel und Hartmut - für sie war es das erste Mal, dass sie den kenianischen Tierreichtum (Elefanten / Giraffen / Zebras / Oryx-Antilopen / Kaffernbüffel /diverse Gazellenarten / Impalas / Dikdiks u.v.a. mehr) live erleben konnten – waren tief beeindruckt; kaum weniger ich, da mein letzter Besuch Jahre zurück lag. Um 18.30 Uhr konnten wir dann direkt von der Lodge aus der Krokodilfütterung beiwohnen. Ca. 15 ausgewachsene Krokodile bewegten sich schier träge aus dem River, um das von der Lodge gratis zur Verfügung gestellte Dinner einzunehmen. Wird in Reiseführern auch ausführlich über den Leopardenreichtum im Samburu Game Reserve berichtet und in der Lodge vor den Leoparden gewarnt: „Do not stray beyond the lit path“ , konnten wir sie nur auf Bäumen des gegenüber liegenden Flussufers ausmachen, wo zur Freude der wenigen anwesenden Lodgebewohner Fleischstücke als Nachtmahl für die Raubkatzen ausgelegt wurden. Auch wir ließen uns ungefähr eine Stunde später reichlich verwöhnen. Ein umfangreiches Silvestermenu wartete auf uns. Ein festliches Ambiente, eine dem besonderen Anlass angepasste bunt geschmückte Lodge, auch eine für jeden Gast persönliche Dekoration ließ uns schnell vergessen, dass wir diesen besonderen Jahreswechsel mitten im „Busch“ verbrachten. Als Begleitprogramm gab es verschiedene Gesellschaftsspiele; die lokale Note wurde über original „Samburu- und Turkana Dancers“ erreicht, die sich mit ihren Stammestänzen gegenseitig zu übertreffen versuchten. Per Satelliten-Telefon übermittelten wir Neujahrsgrüße nach Hause und gingen gegen 02.00 Uhr ins Bett.
Zum Frühstück um 09.00 Uhr des 01.01.2005 wurden wir von der Lodgeleitung mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr empfangen. Ab 10.00 Uhr stand erneut Safari auf dem Programm. 13.30 Uhr Lunch und ab 16.00 Uhr wieder Tierbeobachtung im Samburu-Park. Um 20.00 Uhr Dinner und auf ins Bett, da wir am frühen Morgen (06.00 Uhr) des 02.01.05 wieder raus wollten, und danach war die Weiterfahrt nach Wamba vorgesehen.
Fahrt nach Wamba
Am 02.01.05 standen wir sehr früh auf, packten unser Gepäck und starteten, wie mit Mikel vereinbart, um 06.00 Uhr zur Frühsafari. Wir sahen an diesem Morgen nur wenige Tiere, waren aber tief beeindruckt vom Erwachen des neuen Tages. Um 08.00 Uhr trafen wir uns zum Frühstück, und dann hieß es Abschied nehmen vom Samburu Game Reserve in Richtung Wamba, wo wir von meinem Freund Dr. Silvio Prandoni bereits zum Mittagessen erwartet wurden.
Alle waren tief beeindruckt von der Herzlichkeit, mit der uns Silvio und seine afrikanische Frau empfingen. Während der langen Jahre unserer Bekanntschaft hat sich aus der gemeinsamen Hilfe für die Nomaden Nordkenias eine tiefe Freundschaft entwickelt, die auch meine Begleiter sofort empfanden und die auch auf sie übertragen wurde. Nach dem Essen führte uns Dr. Prandoni durch alle Stationen des von ihm vor 40 Jahren begründeten Wamba Hospitals, dem der italienische Arzt bis heute vorsteht. Das Hospital, auch „Rose of the Desert“ genannt, kann als Lebenswerk Dr. Prandonis angesehen werden.
Er wurde durch den „Urwalddoktor Albert Schweitzer“ inspiriert und kam als junger Arzt nach Kenia, wo er bis heute segensreich wirkt. Obwohl das Hospital mit seinen 250 Betten und manchmal bis zu 300 ambulanten Patienten täglich zur Diocese of Marsabit gehört (neuerdings zur Diocese of Maralal), wird es zu 95% durch private Spender und Freunde Dr. Prandonis finanziert. In der dem Hospital angegliederten „Nurses Training School“ werden vorwiegend junge Mädchen zu qualifizierten Krankenschwestern ausgebildet, die nach ihrer Ausbildung in ganz Nordkenia arbeiten und so mithelfen, eine medizinische Grundversorgung zu garantieren. Erkennbar war der Stolz Dr. Prandonis über das bisher Geleistete. Gleichzeitig konnte er aber auch seine Besorgnis nicht verbergen, dass bisher noch kein Nachfolger für ihn gefunden werden konnte. Zu abgelegen sei das Hospital in Wamba, auch eine für mögliche Nachfolger fehlende Infrastruktur nannte er als Gründe dafür, dass die Diocese und er selbst in diesem Punkt bislang noch nicht erfolgreich waren. Auch besorgten ihn Tendenzen der Distrikverwaltung das Hospital zu verstaatlichen, was bei der aktuellen politischen Situation in Kenia kurz- spätestens aber mittelfristig das Aus dieses erfolgreich arbeitenden Krankenhauses bedeuten würde. Bleibt also nur zu hoffen, dass auch über die Verfilmung von Corinne Hofmanns Bestseller „Die Weiße Massai“ das Wamba-Hospital , in dem sie ihre Tochter Napirai entbunden hatte und in dem sie mehrfach schwer erkrankt Hilfe fand, noch stärker allgemeine Aufmerksamkeit erregt und dass es für diese beeindruckende Institution eine sinnvolle Zukunft gibt.
Beim Nachmittagstee bzw. -kaffee sprachen wir nochmals über das Gesehene und teilweise Erlebte im Hospital, erledigten unser „Business“ (Schecks für die Grundversorgung des Hospitals und für den beabsichtigten Erwerb eines dringend notwendigen Röntgengerätes) und verabschiedeten uns mit dem Versprechen, im Rahmen unserer Möglichkeiten das Wamba Hospital weiterhin zu unterstützen.
Beim Nachmittagstee bzw. -kaffee sprachen wir nochmals über das Gesehene und teilweise Erlebte im Hospital, erledigten unser „Business“ (Schecks für die Grundversorgung des Hospitals und für den beabsichtigten Erwerb eines dringend notwendigen Röntgengerätes) und verabschiedeten uns mit dem Versprechen, im Rahmen unserer Möglichkeiten das Wamba Hospital weiterhin zu unterstützen. Silvio versicherte uns, bei seinem nächsten oder übernächsten Heimatbesuch (Mailand) unserer Einladung nach Bühl nach zu kommen. Wir bestiegen unseren Landrover, besuchten noch kurz die Headmistress, der direkt neben dem Hospital liegenden „St. Theresa`s Secondary School“, in der in der Vergangenheit mehr als die Hälfte der Schülerinnen über die Keniahilfe (Bühl und Landau) gesponsert wurden. Diese Schule war bis zur Aufteilung der Diözese die einzige Secondary School für Mädchen in ganz Nordkenia. Hospital und St. Theresa`s Secondary School unterstehen jetzt der neu gegründeten Diocese of Maralal und damit Bischof Pante, in dem von der Diocese of Marsabit (Bischof Ravasi) abgetrennten Bereich. Mit 20 000 Quadratkilometern umfasst die Diocese of Maralal nur stark ein Fünftel der ehemaligen Diocese. Sie ist aber aufgrund der höheren Bevölkerungs-, Nomadendichte (Samburu und Turkana) nicht minder bedeutungsvoll als die mit 100 000 Quadratkilometern wesentlich größere Diocese of Marsabit unter Leitung von Bischof Ravasi. Leider konnten wir in der Schule noch keine Patenschülerinnen antreffen, da die Schule eben erst einige Tage später begann und die Mädchen teilweise weite Anfahrtsstrecken bewältigen müssen. Wir versprachen der Headmistress evtl. noch einmal auf dem Rückweg vorbei zu schauen, und für die Zukunft sicherten wir weitere Hilfe in Form von Patenschaften zu.
Besuch in Maralal - Bischof Pante und das IGTC (Irene Girls Training Centre)
Weiter ging die Reise jetzt zu unserem nächsten Ziel, nach Maralal, der Samburu District Hauptstadt. Dieser Streckenabschnitt konnte recht schnell bewältigt werden, da die Piste doch verhältnismäßig gut befahrbar war und die Distanz von ca. 80 Kilometern kein besonderes Problem darstellte. Da wir per „Radiocall“ angemeldet waren, wurden wir von den Fathers Lino Gallina und Roberto bereits im Joseph Allamo Pastoral Centre, dem Bischofssitz, erwartet und sehr herzlich empfangen. Father Lino ist ein alter Bekannter von mir, ebenso Fr. Roberto, mit dem auch Corinne Hofmann mehrfach in Kontakt kam. Nachdem uns die Nachtquartiere zugewiesen wurden, wir uns von der insgesamt doch recht anstrengenden Tagestour (Samburu Game Reserve – Wamba – Maralal) ein wenig erholt hatten, trafen wir uns zum Nachtessen. Erinnerungen wurden ausgetauscht, mir wurde über den Werdegang ehemaliger und aktueller Patenschüler berichtet. So sagte mir Fr. Lino, dass mein ehemaliges Patenkind Silas Leleruk aus Ngilai mich hier in Maralal erwarte. Ich habe ihn als Schüler der Baragoi Primary School kennen gelernt und ebenso wie zwei seiner Brüder unterstützt.
Inzwischen ist Silas verheiratet, Vater dreier Kinder und Headmaster einer großen Primary School. Ein derart beispielhafter Werdegang erfüllt den oder die Helfer mit Freude und ein wenig Stolz. Gleich danach folgte aber die traurige Nachricht: Peter und Gabriel Letipilla, ebenfalls zwei ehemalige Patenschüler, wurden vor den letzten Parlamentswahlen auf dem Heimweg nach Baragoi / Ngilai, nahe Maralal, erschossen. Peter war als promovierter Jurist einer der politischen Hoffnungsträger im Samburu District. Er sollte Member of Parlament werden und gerade die Rechte und Anliegen der Samburu in Nairobi vertreten. Er hatte, wie uns berichtet wurde, bei einer Wahlkampfveranstaltung in Maralal eine glänzende Rede gehalten und war der Topkandidat der Region fürs Parlament, also der Arap Moi Administration ein Dorn im Auge, so dass er liquidiert wurde. Dieses Schicksal traf auch den begleitenden Bruder Gabriel. Gabriel war ausgebildeter Medizintechniker und ebenfalls ein großartiger junger Mann. Ich erinnerte mich spontan an den August 1989, wo ich Gast einer traditionellen Samburu Hochzeit in Ngilai war und von Peter und Gabriel als Ortskundige, als Dolmetscher und Träger meiner Foto- und Filmausrüstung begleitet wurde. Dass es sich hier ganz offensichtlich um einen politischen Mord handelte und dass die Täter auch zwischenzeitlich bekannt seien, daraus machten unsere Informanten keinen Hehl. Nach diesen erschütternden Enthüllungen legten Petra, Herbert, Hartmut, Manuel und ich die weitere Reiseroute fest, da ich Fr. Lino am nächsten Morgen informieren musste. Er meldete die Gruppe per Radiocall für übermorgen am nächsten Ziel an. Telefonverbindungen von Maralal aus weiter in den Norden funktionieren nicht. Gemeinsames Frühstück im Pastoral Centre und wieder eine ganz große Überraschung für mich.
Wir treffen Fr. Da` Fre. Ich kenne ihn seit 1977; er leitete die Missionsstation Loyangalani am südlichen Turkanasee, wo er später dann von Fr. Lino abgelöst wurde. Ein ähnlicher Wechsel sollte sich dann Jahre später wieder in Baragoi ergeben. 1995, als mich der damalige Oberbürgermeister von Bühl, Gerhard Helbing und seine Frau Eva begleiteten, war Da`Fre in Baragoi und Lino , der zuvor an der Küste nahe Mombassa wirkte, löste ihn ab. Heute betreut Fr. Da`Fre eine Außenstelle von Wamba. Wieder gab es viel zu erzählen. Sr. Jo Marie, eine Amerikanerin, die als Jugendkoordinatorin hier arbeitet, unterbrach uns häufig, wenn wir zu sehr in der gemeinsamen Vergangenheit schwelgten. Sr. Vitalma, die Headmistress des IGTC (Irene Girls Training Centre), war sehr interessiert an all dem, was wir uns zu erzählen hatten. Sie wurde erst vor wenigen Wochen Schulleiterin am ITGC und arbeitet überhaupt erstmals in Nordkenia. Sie begleitete uns nach dem Frühstück in diese für Nordkenia einmalige schulische Bildungseinrichtung für Mädchen. Beim Auf- und Ausbau der Schule - Baubeginn war 1995 - war die Keniahilfe sehr stark beteiligt. Ein Flügel der dreiflügeligen Anlage wurde komplett über die Keniahilfe finanziert. Auch war die Keniahilfe zum Teil Ideengeber für dieses inzwischen realisierte und sehr gut arbeitende Projekt.Sr. Adeliana, die erste Schulleiterin, war zuvor Sister in Baragoi. Bei einem Besuch unterhielten wir uns über den relativ hohen Anteil der Kosten für Schuluniformen am Schulgeld insgesamt. Da Sr. Adeliana eine ausgezeichnete Näherin ist, war schnell die Idee zu einem Selbsthilfeprojekt geboren. Mit Mitteln der Keniahilfe wurden fünf Nähmaschinen gekauft und tüchtige Absolventinnen der Baragoi Primary School von Sr. Adeliana entsprechend angeleitet. Die Produktion der ersten selbst hergestellten Schuluniformen lief an. Sr. Adeliana, die später nach Maralal versetzt wurde, hatte nun den Traum, eine Berufsschule für Mädchen zu errichten. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt offensichtlich nur eine, und diese war an der Küste in Mombassa, also weit entfernt. Der Traum wurde von den Verantwortlichen der Diocese of Marsabit mitgetragen und nahm konkrete Gestalt an. Nun galt es Sponsoren zu suchen, und wir waren ein wesentlicher . Inzwischen ist die Schule voll ausgebaut, und ein Zug soll noch in diesem Jahr als College Zug anerkannt werden. Mädchen mit Primary School - oder Secondary School Abschlüssen können aufgenommen werden und entsprechend ihrer schulischen Vorbildung Abschlüsse erwerben. Unterrichtsschwerpunkte für Secondary Schülerinnen sind: Zubereitung von Essen und Getränken in Theorie und Praxis, Service Theorie, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse, hauswirtschaftliche Projekte, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und allgemeine Wissenschaften. Hinzu kommen entsprechende Kenntnisse im Bereich Computertechnik. Beeindruckend war für uns auch die Tatsache, dass in der Schule nicht nur gelehrt und gelernt wird, sondern, dass das erworbene Wissen unmittelbar in Praxis umgesetzt wird. In dem der Schule angegliederten einfachen Speisesaal (Lodgebetrieb) können Gäste aus der nahe gelegenen Stadt täglich ein warmes Mittagsmahl einnehmen. Die Schülerinnen des IGTC bereiten die Speisen zu, übernehmen den Service und erwirtschaften mit dem Gewinn einen Teil der laufenden Kosten der Schule. Das gleiche gilt für die zum Kauf angebotenen kunsthandwerklichen Artikel und die Produktion von in der Schule hergestellten Schuluniformen, Kleidern, Tischdecken etc.
Sr. Vitalma machte mit uns einen Rundgang durch das sehr gepflegte Schulgelände, sie zeigte uns den Schulgarten mit Gemüseanbau und diverse Kochstellen bzw. –möglichkeiten.
Die Nomadenmädchen lernen hier das traditionelle Kochen, das Kochen mit Strom und Gas bzw. mit Solarkochern. Im Jahr 2000 baute die Keniahilfe unter Anleitung des pensionierten Studiendirektors Horst Barnerssoi in direkter Nachbarschaft am Technical-Boys-Training-Centre eine Solarkocherwerkstatt. Über die hier produzierten Kocher sollten zum einen junge Männer eine zukunftsweisende praktische Berufsausbildung erfahren, zum anderen sollte mit dem Solarkocherprojekt dem „Feuerholzproblem“ und der damit verbundenen Bodenerosion im Nomadenland entgegen gewirkt werden. Erfreulich war für mich zu sehen, dass junge Nomadenmädchen hier diese für sie fremde Art zu kochen in der Schule erlernen.
Bei der Besichtigung des schuleigenen Verkaufsshops traf ich dann Christine, eine ehemalige Patenschülerin, die zwischenzeitlich verheiratet ist, vier Kinder hat und hier in der Schule als Assistant-Teacher arbeitet. Die Wiedersehensfreude war riesengroß. Christine erzählte uns auch, dass bereits fünf Mädchen nach Beendigung ihrer Schulzeit in Maralal als selbstständige Näherinnen im Samburu District kleine Handwerksbetriebe gegründet haben. Gerade diese Beispiele zeigen, wie sehr sich unser Engagement während der letzten Jahre gelohnt hat. Nach dem Mittagessen machten wir eine Rundfahrt durch Maralal, die Samburu Distrikthauptstadt. Es war erschreckend, wie viele arbeits- und perspektivlose junge Menschen hier herumlungerten, ohne jegliche Zukunftsperspektive. Es handelte sich hauptsächlich um Turkana, die durch die Stammesfehden (tribe-clashes) mit den Samburu alles verloren haben und hier in der Distrikthauptstadt auf eine bessere Zukunft hoffen. Wir fuhren weiter zur Maralal-Lodge, wo wir bei einem Drink Tiere beobachten konnten.
In dieser Lodge hatten noch im September einige der Filmleute gewohnt, als „Die weisse Massai“ nahe Barsaloi gedreht wurde. Die Maralal Lodge war auch im September 2005 Corinne Hofmanns Treffpunkt mit James, dem Bruder von Lketinga („Wiedersehn in Barsaloi“). Von hier aus startete sie nach 14 Jahren wieder „nach Hause“, nach Barsaloi, um ihre Familie zu besuchen. Wir kehrten zurück zur Mission, wo wir zusammen mit Bishop Pante und den Fathers und Sisters zusammen zu Abend aßen. Wir waren alle tief beeindruckt von der Persönlichkeit Bishop Pantes, zu dem wir sofort engen Kontakt fanden. Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen erzählte uns der Bischof von seiner Arbeit in der Diözese – auch von seinen Friedensgesprächen mit den Samburu und Turkana – und hier wies er besonders auch auf die Hilfestellung hin, die ihm ehemalige Patenschüler der Keniahilfe („well educated boys“) bei den schwierigen Gesprächen mit den „Chiefs“ immer wieder leisteten. Die Bedeutung der Bildungshilfe wird gerade an diesem Beispiel extrem deutlich. Pante zeigte und erklärte uns das Symbol seiner neu gegründeten Diözese. Löwe und Gazelle, die in friedlicher Koexistenz leben, beseelt vom Heiligen Geist (Taube).
Er hatte im Samburu Park bei der Büffeljagd das einmalige Erlebnis, dass eine Löwin, die ihr Baby verlor, ein Gazellenbaby adoptierte. Hätten wir nicht die Originalfotos sehen können, wir hätten diese Geschichte nicht einmal einem katholischen Bischof abgenommen. Für Bischof Pante war sofort klar, diese symbolische Friedensbotschaft muss Beispiel gebend sein für die verfeindeten Samburu und Turkana, muss Appell sein für ein friedliches Miteinander. Bischof Pante zeigte uns auch seine beiden Enduro-Maschinen, mit denen er immer wieder in der Diözese unterwegs ist, teilweise in Gebieten, wo selbst für die robusten Geländewagen kein Durchkommen mehr ist. Nach dem Mittagessen machten wir in Begleitung von Christine noch eine Fahrt durch die Slums am Stadtrand von Maralal, die überwiegend von Turkana bewohnt werden. Nach dem Besuch einer provisorischen Kirche und einem Kindergarten ging es wieder zurück zum Pastoral Centre, wo mich bereits mein ehemaliger Patensohn Silas Leleruk mit Frau und seinen 3 Kindern erwartete. Silas ist, wie o. bereits erwähnt, inzwischen Headmaster einer großen Primary School. Die Begrüßung fiel sehr herzlich aus. Wir hatten uns seit 1995 nicht mehr gesehen, und selbstverständlich gab es viel zu erzählen. Es folgte ein erneuter Besuch des „Irene Girls Training Centre“, wo wir von Headmistress Vitalma und ca. 12 Mädchen erwartet wurden. Eigentlich sollte heute, am 04.01.2005 die Schule beginnen. Sr. Vitalma erklärte uns aber die Schwierigkeiten der Mädchen, zum offiziellen Schulbeginn auch rechtzeitig in der Schule zu sein. Die Schülerinnen kommen aus ganz Nordkenia und öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum, oft gar keine. Die Mädchen gehen also große Strecken zu Fuß und hoffen von einem Lastwagen oder Buschtaxi ein Stück des Weges mitgenommen zu werden. So räumt die Schulleitung eine 14tägige Anreisezeit ein. Es ist selbstverständlich, dass die bereits anwesenden Mädchen sofort die Arbeit in der Schule aufnehmen. Sie empfingen uns entsprechend herzlich, da sie über Christine informiert waren, dass mit unserer Hilfe 1995 ein Flügel der dreiflügligen Schule gebaut werden konnte, dass wir also einen nicht unwesentliche Anteil am Aufbau der Schule haben.
Es gab aber auch einen ganz aktuellen, freudigen Anlass für sie. Ende November kam über die Schulleitung der Hilferuf nach einem neuen Versorgungsfahrzeug für die Schule bei mir an, da der alte Schul-Landrover endgültig seine Dienste quittierte, also nicht mehr reparabel war. Meine Schule, das Albert-Schweitzer-Gymnasium Gernsbach führte Anfang Dezember einen Weihnachtsbasar durch mit einem Erlös von 5.000 €. Zusammen mit einer kräftigen finanziellen Unterstützung durch den Eine-Welt-Verein Keniahilfe konnte grünes Licht für den Kauf des erforderlichen neuen Toyota-Hilux-Double-Cabine gegeben werden. Dieses Fahrzeug wurde uns stolz präsentiert, und ich musste sofort eine kurze Probefahrt machen. Natürlich wurde kräftig gefilmt und fotografiert, da wir nach Rückkehr in Deutschland unseren Helfern unmittelbar das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen präsentieren wollten. Überall schlug uns tiefe Dankbarkeit für die über viele Jahre hinweg geleistete Hilfe entgegen und eine kaum beschreibbare Herzlichkeit, die uns allen das Abschiednehmen vom IGTC nicht leicht machte. Wieder zurück im Pastoral Centre führten wir noch Abschiedsgespräche mit Fr. Lino Gallina, mit Fr. Mario, er ist der Diözesan Prokurator, mit den Sisters Vitalma und Jomarie, mit den Fathers Roberto und Da Fre`. Wir waren alle beeindruckt von diesen besonderen Persönlichkeiten, die ihr Leben ganz in den Dienst der Nächsten gestellt haben und denen man anmerkte, dass Kenia inzwischen mehr als nur zur zweiten Heimat geworden ist. Wir spürten auch die tiefe Dankbarkeit uns gegenüber, gegenüber Helfern, die durch Zufall hier zu Verbündeten wurden. Nach dem gemeinsamen Nachtessen packten wir noch unsere Sachen, da wir am nächsten Morgen um 07.00 Uhr zu den nächsten Stationen, nach Baragoi, Ngilai und South Horr aufbrechen wollten.
Auf dem Weg nach Baragoi und Ngilai
Das Frühstück und der Aufbruch verzögerten sich am 05.01. um ca. eine halbe Stunde, da ganz Maralal ohne Strom war. Auch an der Tankstelle – sie ist die letzte bis zur äthiopischen Grenze - gab es eine kräftige Verzögerung, da der Dieselkraftstoff nur über eine Handpumpe in den Tank unseres Landrovers zu bringen war. Eine zeitliche Verzögerung hat immer zur Folge, dass man von unzähligen lokalen Händlern bedrängt wird, die irgendetwas an den Mann oder die Frau bringen wollen. Da ich bereits reichlich mit allerlei Artikeln aus Kenia gesegnet bin, fiel mir die Rolle des Beraters für meine Begleiter zu. Den spektakulärsten Einkauf tätigte Hartmut auf meine Empfehlung mit dem Erwerb eines antiken Kuduhorns – es wird von den Nomaden als Signalhorn verwendet - allerdings war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, wie wir das besondere Souvenir später durch den Zoll bringen sollten. Ich hoffte bereits beim Kauf auf die Hilfestellung von Sr. Fora Emilia in Nairobi. Endlich konnten wir dann aber die Fahrt / Safari Richtung Baragoi aufnehmen. Es lagen zwar nur ca. 100 km Piste vor uns, aber ich erinnerte mich an Fahrten in den Vorjahren, dass es sich hier um einen der schwierigsten Streckenabschnitte in den Norden handelte. So brauchten wir auch gute vier Stunden, bis wir das Ziel Baragoi am Horizont ausmachten. Im Städtchen selbst wurden wir bereits von Joseph Leleruk, einem Bruder von Silas Leleruk, erwartet.
Auch er ist einer meiner ehemaligen Patenschüler und jetzt in der Administration Baragois tätig. Er stieg gleich in unser Fahrzeug und begleitete uns in die Mission von Baragoi, wo wir von den beiden dort tätigen Fathers empfangen wurden. Sowohl Fr. Fiorenzo wie auch sein ugandischer Kollege waren zunächst etwas reserviert, da wir uns nicht kannten. Joseph informierte sie über die vielen Hilfestellungen während der Dienstzeiten von Fr. Lino und Fr. Da Fre` in Baragoi. Wir aßen zusammen zu Mittag und machten uns nach dem Mittagessen gleich auf in die Baragoi Primary School. Hier half 2002 das Albert-Schweitzer-Gymnasium Gernsbach spontan mit finanziellen Mitteln, als ein Sturm das Dach des Speiseraums und teilweise die Dächer des Schulgebäudes zerstörte. Ich bekam damals von Fr. Lino ein Bild einer „Spendertafel“ zugeschickt.
Diese Tafel wollte ich im Bild und Film festhalten als weiteres Hilfsdokument für meine Schule. Unser Eintreffen fiel gerade mit dem Unterrichtsende zusammen, und so waren wir „weiße Exoten“ auch gleich umringt von nahezu allen Schülern der Baragoi PS. Wir schüttelten Hände, beantworteten Fragen, filmten und fotografierten, was das Zeug hielt. Danach ging es ca. 12 km weiter in die Ngilai Primary School. Ngilai ist ein Ort, in dem heute ca. 2000 Samburu leben. 1985 schrieb mir Fr. Lino einen Brief mit der Bitte, ihm beim Aufbau einer dringend notwendigen Schule in Ngilai zu unterstützen. Zusammen mit der Realschule Bühl wurde noch im gleichen Jahr das Projekt Schulneubau angegangen. Klassenzimmer um Klassenzimmer (Preis pro Zimmer ca. 5000.- DM) wurde errichtet unter tatkräftiger Beteiligung der lokalen Bevölkerung. Das komplette Geld für das Projekt erwirtschaftete die Realschule über Weihnachtsbasare und Schulfeste. Hatte während der Bauphase eine neu eingeschulte Klasse noch kein Zimmer, wurde solange im Freien unter einer Schirmakazie unterrichtet, bis das jeweilige Klassenzimmer fertig gestellt war. Heute ist die Schule voll ausgebaut und droht aus allen Nähten zu platzen. Freudig wurden wir von der ganzen Schulgemeinde empfangen. Alle Schüler und Lehrer versammelten sich auf dem Schulhof, um uns mit Liedern für die besondere Hilfe zu danken. Der Headmaster skizzierte in einer Ansprache den Aufbau und die Entwicklung der Schule bis zum heutigen Tag. Er berichtete voller Stolz darüber, dass die Ngilai PS im vergangenen Jahr den sehr guten 2. Platz unter allen Primary Schools des Samburu Districts belegt habe und dass bei den zentralen Abschlussprüfungen Ende 2004 zehn Schulabgänger eine Secondary School Empfehlung erhalten hätten. Ein deutliches Indiz für eine sehr gut geführte Schule.
Wir versprachen weitere Unterstützung beim Bau der dringend notwendigen neuen Klassenzimmer und ein Sponsoring der Schulabgänger. Ob dieser Zusagen kannte die Freude und Dankbarkeit keine Grenzen. Wir mussten dem Dorf – also den Eltern, Geschwistern und Verwandten – einen Besuch abstatten, eskortiert von allen Buben, Mädchen und Lehrern der Schule. Joseph Leleruk führte mich selbstverständlich zu seiner „Mama“, die mich auf einen „Chai“ (Tee mit Ziegenmilch und extrem viel Zucker) und getrocknetes Rindfleisch einlud. Bei der Gelegenheit lernte ich auch drei der jüngeren Frauen Von Josephs Vater und deren Kinder kennen. Josephs jüngste „Stiefmutter“ war mal gerade erst ca. 20 Jahre alt, und stolz präsentierte sie mir ihr Baby. Nach Gesprächen mit den „Ältesten“ ging es wieder zurück zur Schule, in deren unmittelbarer Nähe auch eine kleine Kirche gebaut wurde. Wir wickelten noch das Geschäftliche ab in Form eines Schecks über 5000.- € für den Bau der beiden neuen Als besonderes Problem schilderten uns sowohl die beiden Fathers als auch Joseph das Wasserproblem. Der zum Dorf gehörende Ngilai-Water-Dam biete nur noch für wenige Wochen Wasser, dann gebe es akute Versorgungsprobleme für Menschen und Tiere, vor allem dann, wenn die Zwischenregenzeiten ausfielen. Dringend notwendig ist hier ein Tiefbrunnen. Bis 30 m Tiefe ist bereits eine Bohrung erfolgt, dann war allerdings das Geld ausgegangen. Hier wollte sich unser Begleiter Hartmut als gelernter Bauingenieur um eine evtl. Hilfe kümmern. Wir verabschiedeten uns und brachen auf in das ca. 60 km entfernte South Horr.
Hochebene von Tuum und South Horr
Über einen relativ gut zu befahrenden Streckenabschnitt von Baragoi über die Hochebene von Tuum erreichten wir nach ca. zwei Stunden Fahrzeit die Missionsstation South Horr, wo wir bereits von Fr. Pedenzini erwartet wurden. Fr. Pedenzini, Missionar und Anthropologe, ist ebenfalls ein alter Bekannter von mir
Nachdem er uns das Nachtquartier zugewiesen und wir uns ein wenig vom Staub befreit hatten, erwartete und ein ausgezeichnetes italienisches Menu. Wir spürten, wie sehr es unserem Gastgeber Freude bereitete uns zu verwöhnen. Während des Essens erzählt uns Pedenzini, was er in seinem Garten alles angepflanzt hat. Wir wähnten uns schier im Paradies: Bananen, Orangen, Zitronen, Papayas, Mangos und nicht zuletzt Weintrauben wachsen im Garten der Missionsstation. Vom selbst hergestellten Wein musste / durfte ich soviel kosten, dass ich an den Folgen des Genusses noch am nächsten Morgen leicht zu leiden hatte. Gleich fiel mir unser erster Besuch 1977 in South Horr ein, wo wir im Garten der Mission unter unzähligen Zitronenbäumen die Safariliegen aufstellen durften. Der Reichtum an tropischen Früchten im ansonsten sehr trockenen Norden hat hier eine einfache Erklärung. Das hochgelegene Horr-Valley ist umgeben von den Nyiro-Montains, deren höchste Stelle stolze 2752 m hoch ist; und hier gibt es natürlich auch Wasser, mit dem sich die Missionsstation und South Horr versorgen können. Ich denke auch zurück an Fr. Luigi Greiff aus Südtirol, der damals die Station leitete und der 1981 in Parkati, einer Außenstelle von South Horr von Räubern ermordet wurde, nachdem er uns 1979, bei unserem nächsten Besuch, noch voller Stolz die neu gegründete Schule in Parkati gezeigt hatte. Natürlich denke ich auch an Sr. Flora Emilia, die ich 1977 hier als Lehrerin kennen lernte und zu der seit dieser Zeit immer enger Kontakt bestehen blieb. Bei einem ihrer wenigen Heimaturlaube hatte sie mich auch in Neusatz besucht. Ich denke daran, dass South Horr und North Horr die eigentlichen Geburtsstätten der Keniahilfe sind. Hier verspürten meine Landauer Kollegin Edeltraud Ludwig und ich gleichzeitig und unabhängig voneinander das Bedürfnis dieser Region Kenias im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten zu helfen.
Fr. Pedenzini erzählte uns nach dem Essen noch ausführlich über seine Arbeit und die Probleme hier in South Horr, bevor wir uns dann in unsere Nachtquartiere zurückzogen. Wir wollten am nächsten Morgen, dem 06. 01.2005 früh aufstehen, da noch ein Besuch der South Horr Primary School und die Besichtigung der ein wenig außerhalb gelegenen ersten Bauphase für eine Secondary School auf dem Programm standen. Auch musste immer wieder gut gepackt werden, so dass Herbert, der nahezu die ganze Fahrt über im Kofferraum verbrachte, nicht von einzelnen Gepäckstücken bei der Fahrt erschlagen wurde.
Frühes Aufstehen dann am 06.01.05, Fahrzeug beladen und gemeinsames Frühstück, zu dem auch Sr. Viviana zu uns stieß, auch eine alte Bekannte, besonders von Edeltraud Ludwig. Edeltraud und ich kennen Viviana vor allem durch ihre frühere Arbeit in Wamba. Sie teilte uns auch mit, dass wir in der Schule bereits erwartet würden. Nach dem Passieren der Schuleinfahrt wurden wir auch schon vom Headmaster und einigen Lehrern begrüßt. Diese Schule ist inzwischen auch gewaltig gewachsen. Mit 550 Schülerrinnen Schülern ist sie sicher eine der größten im weiten Umfeld. Sehr viele unserer Patenschülerinnen und Schüler kamen in der Vergangenheit aus South Horr. Edeltraud Ludwig führte über jeden einzelnen, der eine weiterführende Schule besuchte, exakt Buch und stand auch mit jedem Schüler in Briefkontakt. So stellte sich auch beim Betreten des Lehrerzimmers heraus, dass rund 2/3 der Lehrer ehemalige Patenschüler von uns sind. Als sich eine attraktive Lehrerin mit dem Namen Letipilla mir vorstellte, zuckte ich ein wenig zusammen.
Ich fragte, ob sie zufällig mit Peter und Gabriel Letipilla verwandt sei, worauf sie mir unter Tränen mitteilte, der ermordete Peter wäre ihr ermordeter Ehemann, mit dem sie zusammen zwei Kinder habe, die auch hier die Schule besuchten. Sie war gerührt und traurig zugleich, heute die Person zu treffen, über die ihr Peter offensichtlich mehrfach erzählt hatte. Auch ich konnte mich nicht gegen die Tränen wehren. Ich sicherte ihr zu, im Andenken an Peter auch für ihre Kinder da zu sein, sollte hier später Hilfe nötig sein. Nach diesem traurigen Moment holte uns ganz schell der Schulalltag ein. Alle 550 Schüler kamen in den Schulhof und sangen für uns und freuten sich darüber von uns fotografiert und gefilmt zu werden. Zurück in den Klassenzimmern berichtete uns der Headmaster noch kurz über den extremen Schülerdruck durch die 550 Schüler. Er informierte uns auch darüber, dass die ersten beiden Klassen der sich im Bau befindenden Seconday School derzeit bei ihm in der Dining Hall unterrichtet würden, was die ohnedies problematische Gesamtsituation zusätzlich erschwere. Wir versichern uns im Bereich der Schulen nach möglichen Sponsoren um zu sehen. Wir nahmen Abschied und machten noch einen kurzen Abstecher zum etwas außerhalb des Ortes gelegenen Schul-Compound der neuen Secondary School, wo uns Fr. Pedenzini bereits erwartete.
Er erklärte uns, dass der Weiterbau der Schule unterbrochen werden musste, da die finanziellen Mittel erschöpft seien. Zwei Klassezimmer und das Dormitory (Schlafraum) sind bereits erstellt, ebenso die Toiletten und die Wasserversorgung. Lediglich ein Bauarbeiter, Pedenzinis Baumeister, der ihn schon viele Jahre begleitet, arbeitet derzeit alleine an dem unfertigen Projekt. Auch hier sagten wir zu, uns um evtl. Sponsoren zu bemühen. Eine herzliche Umarmung, ein Adieu, und weiter führte uns der Weg Richtung Lake Turkana.
Loiyangalani – Turkanasee
Das im südlichen Bereich gelegene Loiyangalani des nahezu 300 km langen Turkanasees (früher Rudolfsee) war unser nächstes Ziel. Es war auch unser Ziel, als ich 1977 erstmals über den Karlsruher Anthropogeographen, Prof. Dr. Georg Kenntner, im Rahmen eines Forschungsprojektes nach Kenia kam, um den kleinsten Stamm Afrikas, die Elmolo, zu untersuchen. Vier Stunden dauert in der Regel die Fahrt von South Horr nach Loiyangalani, und trotz vieler Besuche, die letzten waren 1994 und 1995, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis, kommt man aus der viele Kilometer langen vulkanischen Steinwüste Richtung Turkanasee. Rotschwarze Vulkanbrocken, durch Winderosion schön abgerundet, vereinzelt auf Wassersuche umherziehende Nomaden (Turkana) - starke, heiße Winde kündigen den in einem Halbwüstenklima liegenden See schon von weitem an. Glaubt man immer wieder dem Ziel schon zum Greifen nahe zu sein, ist man dann doch verwundert, wie lange es letztlich dauert, bis die rund 2000 Seelen zählende Ansiedlung erreicht ist. Unser Ziel für die folgenden zwei Tage und Nächte ist die Oasis-Lodge.
Wenn die Lodge auch in ihrer Gesamtsubstanz im Vergleich zu vor 28 Jahren gelitten hatte, sie ist noch immer das, was der Name sagt: eine „Oase“. Wir wurden von dem deutschen Besitzer Wolfgang Deschler begrüßt, nahmen einen kühlen Drink und bezogen unsere kleinen Bungalows. Danach ein erfrischendes Bad in den beiden Pools der Lodge, die vom nahe gelegenen vulkanischen „Mount Kulal“ mit heißem Frischwasser versorgt werden. Wir treffen alte Bekannte von mir, die in verschiedenen Funktionen schon nahezu drei Jahrzehnte in der Lodge beschäftigt sind. Esther, eine Rendille, die als Hausdame und Erzieherin bezeichnet werden könnte; Georg, der Barkeeper und Bonifaz, der ehemalige Geschäftsführer der Anlage. Mir schien, als wäre die Zeit stehen geblieben, so wenig hatten sich diese alten Bekannten verändert. Esther erzählte mir von ihrem Elmolo-Mann und ihren 7 Kindern, von denen eine Tochter, Daniela, die neu gegründete Bishop Cavallera Girls Secondary School in Karare (nahe Marsabit) besucht. Wir sollten Daniela später noch in dieser Schule antreffen.
Wolfgang schilderte uns die aktuelle politische Situation in Kenia und auch seine ganz speziellen Probleme hier am Turkanasee. Die politischen Unruhen, Überfälle, eine zutiefst korrupte Administration und auch persönliche Widrigkeiten bestärkten seine Bereitschaft, diese paradiesisch gelegene Anlage zu verkaufen. Allerdings hatte er bislang noch keinen ernsthaften Interessenten gefunden, der auch bereit gewesen wäre, einen halbwegs fairen Preis zu bezahlen. Auch informierte er uns über positive Entwicklungen bei den Elmolo und über „Number Two“ – er war früher unser Dolmetscher - der einzige Elmolo, der als Bub in der Missionsschule ein wenig Englisch gelernt hatte. Number Two erwartete uns dann auch schon am Eingangsbereich der Lodge und bot sich für den folgenden Tag als Führer an. Nach dem Frühstück am 07.01. war es dann soweit. Wir fuhren zusammen mit Number Two in die zwei Dörfer in der El Molo Bay, und ich war überrascht, wie ordentlich die Behausungen im Vergleich zu unseren ersten Besuchen vor nahezu 30 Jahren aussahen. Auch die nahe gelegene kleine Kirche und die Schule mit rund 180 Schülern hinterließen einen für kenianische Verhältnisse guten Eindruck bei uns. Hierfür gibt es einige Erklärungsansätze. Einmal unterstützt die Mission die El Molo seit vielen Jahren, zum anderen genießt dieser kleinste Stamm Afrikas ein gewisses Interesse bei allen Nordkeniabesuchern. Und dann gibt es da noch ein Wiener Ehepaar, Prof. Meißner und seine Frau Brigitte. Beide unterstützen hier gerade im Bildungsbereich und in der elementaren Grundversorgung seit vielen Jahren die El Molo. Wir hatten vor diesem Hintergrund bereits vor vielen Jahren unser Engagement eingeschränkt und mehr dem umliegenden Stämmen / Ethnien der Samburu, Turkana und Gabbra im Rahmen unserer Möglichkeiten geholfen. Dennoch war der Empfang in der Schule und im Dorf selbst ein ganz herzlicher. Schnell hatte sich das ganze Dorf um uns versammelt und ließ sich mit uns zusammen ablichten. Mich interessierte natürlich ganz besonders, was aus dem durch die Keniahilfe gekauften Fischerboot geworden ist. Schnell musste ich mich in das noch gut erhaltene Boot setzen, das zur Überraschung meiner Reisebegleiter den Namen „Willig“ trug. Leider gab vor zwei Jahren der in die Jahre gekommene Außenbordmotor seinen Dienst auf, das Boot kann also seit dieser Zeit nicht mehr für den Fischfang im Turkanasee verwendet werden.
Der Wunsch nach Unterstützung durch uns beim Kauf eines neuen oder guten gebrauchten Yamaha-Außenbordmotors ließ nicht lange auf sich warten. Wir sicherten unsere Hilfe zu, machten noch einige Bilder im Dorf und verabschiedeten uns Richtung Oasis-Lodge. Dort trafen wir nach dem Dinner Jacinta Alia Lebasha, die Lebensgefährtin von Wolfgang Deschler und Max, ihren gemeinsamen Sohn, der auch gerade die Weihnachtsferien bei den Eltern in der Lodge verbrachte. Er ist ansonsten in der deutschen Schule in Nairobi. Jacinta, und das ist für mich eine große Überraschung, ist eine ehemalige Patenschülerin der Keniahilfe. Sofort erinnerte sie sich an Edeltraud Ludwig und mich und unseren gemeinsamen Besuch in der St. Theresas Girls Secondary School in Wamba. Sie erzählte mir voller Begeisterung von der Schulzeit in Wamba und ihren beiden Lehrerinnen Sr. Chantal und Headmistress Lawrence. Heute ist Jacinta selbst Lehrerin an der Primary School in Loiyangalani. Ich musste ihr versprechen, Sr. Chantal ganz herzlich von ihr zu grüßen, sollten wir sie vor unserem Heimflug in Nairobi noch einmal treffen. Wir tauschten noch Adressen und Geschenke aus, erfrischten uns an der Bar und gingen zeitig ins Bett, da wir am nächsten Morgen früh Richtung North Horr aufbrechen wollten.
Chalbi Desert – North Horr
Wie geplant, brachen wir am Morgen des 08.01.05 Richtung North Horr auf. Wir fuhren zunächst ein Stück parallel zum See, wo wir am Wegrande Number Two trafen. Er hatte für uns die technischen Daten des gewünschten Außenbordmotors mitgebracht und bat uns um eine bescheidene Hilfe für seine erkrankte Tochter. Wir verabschiedeten uns von ihm mit Grüßen an seine Familie und das El Molo Dorf und setzten die Fahrt fort. Zunächst mussten wir uns mit dem Fahrzeug durch eine Steinwüste quälen, immer darauf bedacht, Reifenpannen zu vermeiden. Es ging über Stock und Stein - kleine Wegstücke waren auch betoniert – durch eine trostlose Landschaft vorbei an bzw. durch das Gabbra-Dorf Gus, durch Dünenlandschaften und zuletzt durch ein kleines Stück der Chalbiwüste nach North Horr, der nördlichsten Pfarrei der Diocese of Marsabit, wo wir bereits von den drei deutschen Priestern Hubert, Anton und Hermann erwartet wurden.
Für mich war es eine große Freude zwei alte Bekannte, Hubert und Anton, wieder zu sehen. Auch meine Begleiter fanden sofort Kontakt zu den drei Priestern, von denen jeder auf seine Art Begeisterung in uns auslöste. Es ist einfach beeindruckend, was sie hier mitten in der Wüste in einer Pfarrei von über 20.000 Quadratkilometern Fläche im Dienst für den / die Nächsten leisten. Da sie die verwaiste Pfarrei Maikona mitbetreuen, kommt noch einmal eine ähnlich große zu betreuende Fläche mit insgesamt 20 Nebenstellen auf dieses Priesterteam der Diözese Augsburg zu. Nach einer einstündigen Pause waren wir mit Pfr./ Fr. Hubert zu einem Rundgang durch North Horr verabredet. Wir begannen mit einem Kurzbesuch in der Werkstatt der Missionsstation, wo Pfr./Fr. Anton einigen technisch versierten Gabbra gerade eine Lektion in Elektroschweißen erteilte. Ich muss hier anmerken, dass Anton vor seinem Theologiestudium eine Lehre zum Kfz-Mechaniker absolviert hat und auch eine zeitlang in diesem Beruf tätig war. Dieses besondere Können ist hier an allen Ecken und Enden gefragt und scheint schier unbezahlbar zu sein. Anton, selbst ausgebildeter Landwirt, erzählte uns, dass Hubert „Cheftechniker“ der gesamten Diözese Marsabit sei. Alle Kindergärten, Schulen, Zweckgebäude, Tiefbrunnen, Zisternen wurden und werden unter seiner Anleitung gebaut. Er hat sich inzwischen auch ein profundes Wissen im Bereich Bautechnik angeeignet. Besonders wichtig sind aber seine Kenntnisse aber im Kfz-Bereich.
Es ist für einen Europäer kaum vorstellbar, welchen Belastungen, welchem Verschleiß die Landrover, Unimogs und Lastwagen in Nordkenia ausgesetzt sind. Ohne einen intakten Fuhrpark geht hier wirklich gar nichts. Die notwendigen Fahrzeuge, die Ersatzteile, Reparaturen sowie die Versorgung mit Dieselkraftstoff oder Benzin absorbieren einen Großteil der den einzelnen Stationen über die Diözese zugedachten finanziellen Ressourcen. Während Hartmut, in Deutschland selbst stolzer Unimogbesitzer mit Anton fachsimpelte, erkundigte ich mich über den aktuellen Stand der durch unsere Hilfe in North Horr verwirklichten Projekte. Dies waren der Ausbau der Bibliothek der Secondary-School, die Installation von Solarpanels auf dem Schuldach, die mit Hilfe der Stadt Bühl errichtete Maismühle (Gebäude und Mühle mit Dieselaggregat), die Teilfinanzierung des dorfeigenen Versorgungsfahrzeugs (Lastwagen) und vieles andere mehr. Alles funktionierte noch bis auf das Aggregat der Maismühle. Hier zeigte sich Hubert aber zuversichtlich, dass die Mühle ohne all zu großen Aufwand wieder in Gang gebracht werden kann. Da es zwischenzeitlich eine zweite, modernere Mühle gibt, wurde die alte bislang noch nicht repariert. Hubert sicherte uns aber zu, zusammen mit der Kooperative im Dorf hier in Kürze tätig zu werden. Bei unserem Rundgang durch North Horr sammelten wir dann eifrig Eindrücke über die aktuelle Situation, führten mit Huberts Hilfe auch Gespräche mit Gabbra- und Turkana Familien, fotografierten, filmten (dokumentierten das Gesehene) und kehrten wieder in die Mission zurück. Um 19.00 Uhr traffen wir uns zum gemeinsamen Nachtessen. Hier waren auch Hildegard und Angela anwesend. Beide sind in der Primary-School Lehrerinnen. Hildegard, ebenfalls eine Deutsche, ist die Begründerin dieser Nomadenschule und seit Gründung der Missionsstation North Horr, also seit 40 Jahren, hier unermüdlich tätig.
Sie erinnerte sich auch gleich an meine früheren Besuche bei beiden Augsburger Priestern Richard und Franz-Xaver Tyroller, die 1995, nach über zwanzig jähriger Kirchenarbeit in der Chalbi-Wüste, wieder in ihre bayrische Heimat zurück gekehrt waren. Angela, eine junge kenianische Lehrerin aus der Nähe des Lake Victoria, überraschte uns nicht nur durch ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit, sondern auch durch die Tatsache, dass sie fast fließend deutsch sprach. So saßen wir noch bis tief in die Nacht vor dem Missionsgebäude bei einem Bier aus original bayrischen Bierkrügen und plauderten über Gott und die Welt. Besonders beeindruckend war für uns alle aber der über der Wüste unvergleichbar schöne Sternenhimmel – Momentaufnahmen, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Gegen 24.00 Uhr gingen wir dann ins Bett, bei einer Temperatur von immer noch rund 38° C
Hildegard ist wenige Wochen nach unserem Besuch in North Horr verstorben und wurde auf ihren Wunsch - nach 40jähriger Lehrtätigkeit in North Horr – auch hier beigesetzt.
Über Kalacha und Marsabit nach Karare
Da wir am 09.01.05 einen großen Streckenabschnitt vor uns hatten, war frühes Wecken und ein Frühstück für 07.00 Uhr angesagt. Alles klappte wie geplant. Ein Problem ergab sich allerdings beim Gepäck einladen. Da uns Pfr./Fr. Hubert durch die „Chalbi“ über Kalacha nach Marsabit begleitete, waren wir in unserem bereits hoffnungslos überladenen Landrover noch eine Person mehr. Alle waren voller Skepsis, wie das Problem gelöst werden könnte. Doch auch hier zeigten sich Hubert und Anton als wahre Improvisationskünstler. Schnell wurde eines der beiden Ersatzräder auf die Motorhaube montiert, alles Gepäck noch einmal neu verladen, so dass vor der Hecktür zwei winzige Sitzplätze entstanden, die wir dann während der Fahrt abwechselnd einnahmen. Hubert bestand aber darauf, dass er, der zusätzliche Fahrgast, hier unbedingt auch auf dem unbequemsten Sitz sitzen müsse. Er war von dieser Idee nicht abzubringen. So starteten wir nach einer sehr herzlichen Verabschiedung durch, Anton, Hildegard und Angela aus North Horr (Herrmann war schon sehr früh zu einer Außenstelle, nahe der äthiopischen Grenze, aufgebrochen), vorbei am großen Wasserloch, durch die Sandwüste nach Kalacha, wo Hubert bereits von der christlichen Kirchengemeinde erwartet wurde. Kalacha ist ebenfalls eine Oase wie North Horr und damit für die Gabbra Nomaden ein zentraler Ort inmitten der Chalbi Wüste. Was wir nicht wussten, wurde uns sofort klar, als wir vor der Kirche vorfuhren. Ca. 300 Frauen, Jugendliche, Kinder und vereinzelt auch Männer, erwarteten Hubert zur gemeinsamen Messefeier. Schnell war bei Hubert der Wüstenstaub abgewischt, das im kleinen Reiseköfferchen mitgeführte Messgewand übergestreift, und es begann eine Messfeier, die für uns „Fremde, Gäste“ (Musungu) ein unvergessliches Erlebnis werden sollte. Hubert predigte in Swahili, der Katechet übersetzte alle seine Worte in die Sprache der Gabbra. Hubert stellte uns während der Predigt als Gäste / Freunde und Helfer der Gabbra vor, so dass wir sehr behutsam einige Bilder schießen und Filmsequenzen aufnehmen durften. Wir waren alle tief beeindruckt von der durch Gesten, Tänzen und Gesang geprägten Eucharistiefeier. Nach der Messe wurden wir noch auf einen „Chai“ (Tee mit Kamelmilch und sehr viel Zucker) eingeladen und setzten dann die Fahrt Richtung Marsabit fort. Allerdings machten wir noch einen Halt am Wasserloch, wo die Kamelnomaden ihre Tiere tränkten. Auch ein kurzer Besuch der „Kalacha Nomadic Girls`(Boarding) Primary School“ war noch in Begleitung des „Headmaster“ angesagt. Wir waren alle überrascht, wie sauber, gepflegt die ganze Schule gehalten war. Besonders beeindruckte uns der über dem Eingangsbereich angebrachte Leitspruch der Schule: „Educating a boy is educating only one person – educating a girl is to educate the whole family!“
Ein ausführlicher Kommentar würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, es sei nur so viel gesagt, dass die hier angedeutete zentrale Aussage auch seit vielen Jahren die Handlungs-, Hilfsstrategie der Keniahilfe bestimmt. Nach diesen unvergesslichen Eindrücken in Kalacha setzten wir die Fahrt fort nach Marsabit, dem Bischofssitz der Diocese. In Marsabit bezogen wir nach einer kurzen Erfrischung unsere einfachen, aber guten Quartiere im Pastoral Centre. Ich hatte schon während der Fahrt sehr gelitten – ich bin überzeugt, dass der gut gemeinte „Chai“ in Kalacha ursächlich war für die katastrophale Magen- Darmverstimmung, der ich mit Dr. Prandonis „Wundermedizin“ zu begegnen versuchte. Kurz nach Sonnenuntergang waren wir zum Nachtessen im Pastoral Centre eingeladen. Gastgeber war hier Bischof Ambrose Ravasi, der uns im Namen der Diözese sehr herzlich willkommen hieß. Während des Essens führten wir in lockerer, freundlicher Atmosphäre sehr ernste, tiefgründige aber auch spaßige Gespräche. Wir registrierten, dass es gerade Petras lustige, offene Art dem Bischof angetan hatte. Wir verabredeten uns mit Bischof Ravasi auf den nächsten Morgen in seinem Bischofssitz. Vor der endgültigen Nachtruhe trafen wir uns (außer Petra) auf ein kühles Bier im Hof des Pastoral Centre zu einem klärenden Gespräch unter Männern. Das enge Mit- bzw. Aufeinander der letzten 10 Tage hatte doch zu leichten Verstimmungen bzw. Spannungen innerhalb der Gruppe geführt, die es zu bereinigen galt, was uns dann auch gelang. Danach war Bettruhe angesagt. Aufgrund meiner Magen- Darmprobleme verbrachte ich allerdings fast die ganze Nacht außerhalb meiner Schlafstätte, wartete immer noch auf die Wirkung der mir von Dr. Prandoni für den Fall der Fälle mitgegebenen Medizin. Um 07.30 Uhr Frühstück, danach in Begleitung von Hubert Fahrt zum Bischofssitz , wo uns Bishop Ravasi bereits erwartete. Er zeigte uns sein Haus, seinen gepflegten Garten und sein Büro, in dem eine große Landkarte mit den Grenzen der 100.000 Quadratkilometer umfassenden Diözese eine Wand zierte. Er erklärte uns weiter, dass allein die Station North Horr mit seinen rund 20.000 Quadratkilometern Gesamtfläche so groß wie die ganze Diözese Maralal ist. Er berichtete über die schwierige Arbeit gerade im Norden Kenias, und er lobte sehr die uneigennützige Arbeit der deutschen Priester in North Horr. Auch bei mir bedankt er sich sehr herzlich für die seit fast drei Jahrzehnten durch Edeltraud Ludwig und mich geleistete Hilfe für die einzelnen Missionsstationen seiner Diözese (Anmerkung: Bis vor 3 Jahren gehörte auch die heutige Diözese Maralal zu Marsabit, also in Bishop Ravasis Verantwortungsbereich). Besonders bedankte er sich für das neuerliche Engagement der Keniahilfe beim Aufbau der Bishop Cavallera Girls Secondary School in Karare, die wir auch eine Stunde später gemeinsam besuchten .
Auf dem Weg dort hin mussten wir aber Halt machen, um das neue spirituelle Zentrum der Diözese bzw. ganz Ostafrikas zu besichtigen. Es handelt sich um ein gigantisches Bauprojekt auf einem Berg hoch über Marsabit. Gedanken über den Sinn und die Ausmaße und vermutete Kosten der Anlage werden schnell durch die Argumentation des Bischofs zerstreut. Er teilte uns mit, dass alle Priester, Ordensmitglieder und Freunde der Kirche sich hier von Zeit zu Zeit an diesem zentralen Ort treffen sollten, um die Belange der Kirche in Afrika, um die weitere Arbeit, das zukünftige Vorgehen zu besprechen. Auch sollte das spirituelle Zentrum ein äußeres Zeichen / Symbol für die Bedeutung und Geschlossenheit der christlichen Kirchen für Kenia, für ganz Afrika sein. Gerade im Norden Kenias versuchten immer wieder militante islamische Hassprediger mit mittelalterlichen Methoden gegen die Christen zu Felde zu ziehen. Unter hohem finanziellem Einsatz versuchte man hier bei den nomadisierenden Stämmen zu islamisieren und gegen andere Religionsgemeinschaften zu agieren. Beispiele hierfür erfuhr ich während der letzten Jahre mehrfach. Teilweise wandten sich aber die örtlichen Muslime gegen diese „Hassprediger“ mit dem Argument, dass sie bereits seit vielen Jahren mit den Christen in friedlicher Koexistenz lebten und ihre Kinder teilweise auch christliche Schulen besuchten, ihnen dieses gewünschte Feindbild also völlig fremd sei. Wir genossen noch einmal den Blick von dieser besonderen Anlage aus in das direkt angrenzende „Marsabit Game Reserve“, wo wir auch schnell einige Elefanten ausmachten, aber auch den Blick zurück, Richtung „Chalbi“, aus der wir gekommen waren, mit den vielen kleinen und größeren Vulkankegeln. Auf dem Weg zu unseren beiden Fahrzeugen lieferte uns Bishop Ravasi auch noch kurz Informationen zum Grundstückserwerb und zur Finanzierung dieses Großprojektes.
Das Grundstück konnte die Diocese von einem befreundeten muslimischen Geschäftsmann sehr günstig erwerben, und die Finanzierung erfolgte vollständig über Ordensgemeinschaften. In Italien gebe es rund 1000 Orden, und ca. 300 davon seien an diesem Bauprojekt finanziell beteiligt, so der Bischof. Die Zeit drängte. Wir verabschiedeten uns von Hubert, den wir ja im September / Oktober bei seinem Heimaturlaub auch in Bühl als Gast wieder sehen sollten, und ab ging die Fahrt zur Bishop-Cavallera-Girls-Secondary School, die ca. 15 km außerhalb der Stadt Marsabit liegt. Ich fuhr mit dem 75jährigen Bischof in einem sehr betagten Range Rover, und ich war überrascht, wie es ihm gelang neben dem höllischen Tempo alle umherziehenden Nomaden immer wieder freundlich zu grüßen, auch schon mal schnell zu bremsen und für wenige Sekunden auf ein herzliches Händeschütteln anzuhalten. So erreichten wir, meine Begleiter mit Fahrer Mikel und unserem Landrover fast gleichzeitig den Schul- Compound dieser sich im Aufbau befindlichen Secondary-School für Mädchen. Die Headmistress Sr. Seraphina und Sr. Emila, die zuvor Schulleiterin des „Irene Girls Training Centre“ in Maralal war, erwarteten uns schon und empfingen uns sehr herzlich. Sie waren informiert, dass wir hier nur einen Kurzbesuch abstatten k0nnten, da wir an diesem Tag noch weiter, bis Wamba wollten / mussten, und das bedeutete runde vier weitere Stunden Fahrt, immer vorausgesetzt, dass es keine unliebsame Zwischenfälle gibt. So starteten wir auch sofort einen Rundgang durch die Schulanlage, in der bereits zwei der vier vorgesehenen Klassenzimmer fertig gestellt waren. Ebenso fertig gestellt waren der Schlafraum für die Mädchen, der Speisesaal, die Küche, die Toiletten und ein Teil der Technik: Wassertanks, Solaranlage (Fotovoltaik) und Dieselaggregat. Erläutert wurde uns das Ganze von einem aus der Schweiz stammenden Techniker, Henry Domman, der seit einigen Jahren für die Diözese arbeitet. Henry war sichtlich überrascht, als er meinen Namen hörte, da der Großvater seiner Frau auch Willig heißt und aus dem Markgräfler Land stammt, ebenso wie mein verstorbener Vater bzw. meine Großeltern väterlicherseits. Wir waren uns schnell einig, dass hier ein Stück evtl. gemeinsamer Familiengeschichte recherchiert werden müsste. Nach dem Besuch einer Unterrichtsstunde, in der wir auch Esthers inzwischen fast erwachsene Tochter kennen lernten, dokumentierten wir erneut das Gesehene fotografisch und filmisch und begaben uns zum Lunch. Die Schwestern und ihre Helferinnen hatten alles aufgetischt, was ihnen möglich war. Sie freuten sich neben den deutschen Sponsoren auch den Bischof der Diözese mit einem für Missionsverhältnisse köstlichen Mahl verwöhnen zu dürfen. So gab es einen alkoholfreien Wein, verschiedene Gemüsesorten, Fleisch, Früchte, Kaffee, Tee und selbst gebackenen Kuchen. Da ich die ansonsten äußerst bescheidene Lebensweise der Ordenleute kenne, war mir diese Gastfreundschaft fast peinlich. Dennoch freuten wir uns alle sehr und genossen den Augenblick. Alle wurden mit kleinen Geschenken bedacht, ich insbesondere. Auch Bischof Ravasi und seinem Bruder Fr. Attilio (Diocese Procure), bereitete es sichtlich Spaß, wie wir uns über die ganz besonderen Geschenke freuten. Ich stellte noch zwei Schecks über zusammen 3.000 € (Keniahilfe) aus und wir sicherten weitere Hilfe beim Ausbau der Schule zu. Bereit zum Baubeginn beteiligten wir uns schon mit 10.000 € und weiteren 5.000 € aus dem Verkauf eines alten Landrover, der im Privatbesitz von Edeltraud und mir war. Auch stellte ich den Kontakt zur Diözese Freiburg und den Sternsingern in Aachen her, die sich ebenfalls in Karare engagieren wollten. Für mich war hier auch schon die Idee geboren, dass ich anstelle von Geschenken zu meinem 60. Geburtstag im November Spenden für den Ausbau dieser besonderen Schule erbeten würde. Wir verabschiedeten uns, tief gerührt über das Erlebte, in Richtung Wamba, wo wir der St. Theresas Secondary School noch einen kurzen Besuch abstatten wollten. Fr. Attilo Ravasi starb ebenso wie Hildegard wenige Wochen nach unserem Treffen in Karare an einer Herzattacke.
Wamba – Nanyuki – Naiorobi
Nach einer zügigen Fahrt, Mikel wollte keinesfalls von der Dunkelheit überrascht werden, erreichten wir die Schule in Wamba, wo auch im Pastoral Centre unser Nachtquartier bezogen werden sollte. Die Fathers waren aber beide nicht anwesend, so dass wir schnell im Ort nach einer Unterkunft suchen mussten. Es war bereits dunkel, als wir in einem „Hotel“ fündig wurden. Mikels Hilfe war hier schier unbezahlbar. Für insgesamt 10 € konnten wir 3 Doppelzimmer im Hinterhof beziehen. Immerhin gab es eine Toilette und Moskitonetze über dem Bett, und zu verriegeln waren die Räume auch. Nach einem Schlaftrunk, zu dem wir auch drei Gäste hatten ( Samburukrieger / “Moran“), machten wir uns in die Betten, da wir vor unserer Weiter-, Rückfahrt noch – wie verabredet – der St. Theresas Girls Secondary School einen Besuch abstatten wollten. Es war Dienstag, der 11.01.05, gegen 08.00 Uhr als wir zur Schule fuhren. Die Headmistress und eine Schulschwester wollten uns auf keinen Fall ohne Frühstück ziehen lassen. Während des Frühstücks unterhielten wir uns über die aktuelle Situation an der Schule. Die Sisters informierten uns über dringend notwendige neue Toiletten an der Schule und über benötigte finanzielle Hilfe für besonders begabte Mädchen der Form I.
Da in der Vergangenheit über die Hälfte der Mädchen durch Edeltraud (Landau) und mich (Bühl) gesponsert wurden, nahm ich den Wunsch auf und versprach, auch künftig wieder verstärkt in Wamba, der einzigen Girls Secondary School der Diocese of Maralal, zu helfen. Wir verabschiedeten uns und traten nun endgültig die Heimreise über Archers Post, Isiolo und Nanyuki Richtung Nairobi an. Bei einem kurzen Stop in Nanyuki - hier ist der Sitz des Marsabit Diocese Procure - erfuhr Mikel, dass er vor wenigen Stunden zum zweiten Mal Vater geworden war. Selbstverständlich mussten wir Mikels Erstgeborenen, seine Frau und das Baby begrüßen, bevor es, vorbei am Mt. Kenya und durch die Highlands, zurück in das Großstadtgetümmel Nairobis ging. Zwischenzeitlich war das Flora Hostel wieder geöffnet, und Sr. Flora Emilia hatte ihre schönsten Zimmer für uns reserviert. Wir machten uns frisch und verabredeten uns mit Mikel zu einer Stadtrundfahrt durch Nairobi. Wir wollten auch zumindest eines der vier großen Slumviertel der Millionenstadt besuchen. Sr. Flora informierte uns, dass geschätzte eineinhalb Millionen Menschen in diesen Vierteln am Rande der Millionenstadt lebten. Wir kämpften uns mit dem Landrover durch enge Gassen der auf und vom Müll lebenden Menschen. Jeder spürte hier sofort die bedrohliche Atmosphäre, und wir waren alle heilfroh, als wir wieder uns wieder dem Innenstadtbereich näherten. Wir machten Halt im geschichtsträchtigen Norfolk Hotel, das in unmittelbarer Nähe der Universität liegt.
Alle waren tief beeindruckt von diesem im Kolonialstil erbauten Hotelkomplex, von der Sauberkeit, vom Service und von den für Europäer durchaus erschwinglichen Preisen. Bevor wir wieder ins Flora Hostel zurückkehrten, machten wir auf einer Anhöhe über dem Uhuru Park noch einige Bilder von dem beeindruckenden Hauptstadtpanorama. Am Abend war gemeinsames Nachtessen mit Sr. Adeliana, Sr. Chantal und Sr. Flora Emilia angesagt. Erinnerungen wurden ausgetauscht. Sr. Adeliana war einst in Baragoi und später Headmistress des IGTC in Maralal. Nach einer schweren Erkrankung ist sie jetzt zur Rekonvaleszenz im Mutterhaus in Nairobi. Sr. Chantal muss sich ebenso gerade von einem Beinbruch erholen, bevor sie wieder in Karare ihren Dienst aufnimmt als mit Headmistress Seraphina zusammen für den Aufbau verantwortliche Lehrerin. Lediglich Sr. Flora, die ich am längsten - seit 1977 - kenne, ist und bleibt wohl vorläufig in verantwortlicher Position in Nairobi. Es war vor allem für mich eine besondere Freude, mit diesen drei zentralen Ansprechpartnern der Keniahilfe gemeinsam in Nairobi einen Abend zu verbringen. In den Jahren zuvor trafen wir uns immer nur einzeln an ihren jeweiligen Einsatzorten. Entsprechend interessant war es für meine vier Begleiter, das von mir oft Berichtete und über Bilder Dokumentierte, hier quasi nochmals aus erster Hand zu erfahren. Nach diesem besonderen Abend gingen wir dann auch alle froh gestimmt und in dem Bewusstsein ins Bett sich in Kenia weiter zu engagieren, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Am nächsten Tag, also am 12.01.05 war Koffer Packen angesagt. Wir kauften noch kleiner Geschenke und bereiteten uns auf den Rückflug in der Nacht vor. Auch im Flora Hostel hinterließen wir Schecks über 1.500 € für notwendige Anschaffungen im Bereich der Küche und Wäscherei. Hierzu muss gesagt werden, dass aller in dieser kirchlichen Hotelanlage erwirtschaftete Gewinn direkt in den Bau von Kindergärten und Schulen im Norden fließt, ebenso von Zeit zu Zeit in die Hungerbekämpfung in besonders betroffenen Regionen. Nachdem wir uns von Sr. Adeliana und Sr. Chantal verabschiedet hatten, brachte uns Mikel in Begleitung von Flora Emilia zum Flughafen, wo wir nachts wieder heimwärts über Zürich nach Stuttgart fliegen sollten. Flora half uns noch Hartmuts Kuduhorn durch den Zoll zu bringen. Auch trafen wir an der Zollabfertigung Fr. Juliani, der seinen Bruder und dessen Familie nach Italien verabschiedete. Auch wir verabschiedeten uns von Fr. Juliani, von Mikel unserem ausgezeichneten Fahrer und ortskundigen Führer und natürlich von Sr. Flora Emilia in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in Kenia...