40 Jahre Keniahilfe

 

Alles begann in den siebziger Jahren mit einem Forschungsprojekt der Universitäten Karlsruhe und Saarbrücken. Ziel der interdisziplinären Zusammenarbeit von Geographen, Biologen und Medizinern war ein kleiner Stamm Afrikas, die Elmolo. Sie leben im südöstlichen Teil Nordkenias, am Ufer des Turkanasees und man vermutete, dass dieser stark vom Aussterben bedrohte kleinste Stamm Afrikas der Rest einer afrikanischen Urbevölkerung sein könnte, da die bis dahin ältesten Menschenfunde durch den Anthropologen Richard Leakey im Bereich des Ostafrikanischen Grabens gemacht wurden, zu dem auch der Turkanasee zählt.

 

Auf den Fahrten der Expeditionsteilnehmer zwischen 1975 und 1979 in den Norden Kenias kam es immer wieder zu Kontakten des Karlsruher Professors Dr. Georg Kenntner und seiner Mitarbeiter mit den einzigen Vorboten der Zivilisation in dem Bereich, mit den Fathers und Sisters des italienischen Consolata-Ordens. Beeindruckt von der vielschichtigen Missionsarbeit fasste Herr Willig den Entschluss, nach Beendigung des Forschungsprojektes private Hilfe zu leisten.

 

Entgegen kam ihm dabei die Tatsache, dass er im Jahr 1979 als junger Studienrat in Bühl seinen Dienst aufnahm und es sich zum Ziel setzte, Schüler und deren Umfeld für Probleme in der sogenannten „Dritten Welt“ zu sensibilisieren.

 

 

 

Kenia - Es könnte eine Oase sein - so lautete der Titel eines Fernsehfilms in den achtziger Jahren. Die Feststellung hätte durchaus ihre Berechtigung, gäbe es da eben nicht auch die andere Seite. Neben Traumstränden am Indischen Ozean mit beeindruckenden Hotels der Spitzenklasse, faszinierenden Tierreservaten und wunderschönen Landschaften gibt es ein Fülle von Problemen, die typisch sind für weniger entwickelte Länder, z.B. eine erschreckende Bevölkerungszunahme, schlechte medizinische Versorgung, unselige Strukturen im Bereich der Landwirtschaft als koloniale Relikte, mangelnde Bildung, politische Korruption, immer wiederkehrende Dürren, Hunger, Aids.....; die Liste der aktuellen Probleme ließe sich beliebig fortsetzen.

 

Hier setzt die Keniahilfe ein. Sie leistet direkte Hilfe für Kinder und Jugendliche in Nordkenia durch ausreichende Ernährung, durch medizinische Versorgung, durch Schul- und Berufsausbildung und ebnet durch gezielte Einzelprojektunterstützung den Weg in eine bessere Zukunft. Aus einer anfänglichen Unterstützung der beiden Missionsstationen „South-Horr“ und „North-Horr“ erwuchs die heute auf ganz Nordkenia ausstrahlende Keniahilfe.

 

Richard Tyroller, ein bayrischer Priester im Dienst des italienischen Consolataordens, schrieb bereits 1982 u.a. nach Bühl: „Ich danke Ihnen, Herr Willig, da es Ihnen zu gelingen scheint, kritischen Schülern glaubhaft zu machen, dass Missionare nicht einfach Vertreter einer Institution Kirche sind, die mehr oder weniger militant einfach drauf lospredigen und taufen, sondern dass wir mit großer Ehrfurcht dem konkreten Gabra (Gabra = nördlichster Nomadenstamm Kenias) begegnen.“ Richard Tyroller schreibt an anderer Stelle weiter: „Ich wage Ehrfurcht zu sagen, weil dieses Wort stark genug ist, unser vorsichtiges Bemühen auszudrücken, die Gabrawürde zu respektieren, und nur auf dieser Ebene Missionar für die Gabra zu sein.

 

Unter den doch so extremen Lebensbedingungen haben die Gabra ein soziales Gefüge entfaltet, für uns unantastbar, das basiert auf vielen gemeinsamen Riten (Opfern, Gebeten....) und geordneten zwischenmenschlichen Beziehungen und Abhängigkeiten; nur in diesem Gefüge haben die Gabra ihre Überlebenschance garantiert.“ Über das Selbstverständnis seiner Arbeit und der seines Bruders sagt er: “Wir wollen als Mission versuchen Anwalt der Nomaden zu sein, bei all unseren Grenzen als Reingeschmeckte.“

Diese Aussagen eines Mannes, der 25 Jahre seines Lebens inmitten der Chalbiwüste in North Horr für die ärmsten der Armen verbracht hat, beeindruckte Herrn Willig und wurde für ihn in Folge Orientierungs- und Handlungsgrundlage bei allen Hilfsinitiativen.

 

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